Radiologie und Onkologie
Shownotes
Im Interview mit Ralf Kiesslich verrät Prof. Dr. Tobias Bäuerle, seit August 2024 Direktor der Klinik und Poliklinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie, in welchen Bereichen er in Mainz klinisch und wissenschaftlich Impulse setzen möchte – wichtige Stichworte sind Sinn und Nutzen von KI in der Radiologie sowie die onkologische Bildgebung. Doch zunächst geht es um den Namen der Klinik für Radiologie: Während die Diagnostische Radiologie bildgebende Verfahren wie konventionelles Röntgen, Computertomographie, Magnetresonanztomographie oder Ultraschall umfasst, ist das Besondere der Interventionellen Radiologie, dass man therapeutisch tätig werden und beispielsweise über eine Nadel einen Lebertumor mittels Hitze direkt unschädlich machen kann. Das Thema onkologische Bildgebung liegt Tobias Bäuerle ganz besonders am Herzen, hier ist er nun schon seit mehr als 20 Jahren tätig. Sein Ziel in Mainz ist es, krankmachende Mechanismen mittels Bildgebung darzustellen und so Diagnose und Therapie zu verbessern. Eine intensive Zusammenarbeit bei den verschiedensten bildgebenden Verfahren im Rahmen des Departments für Bildgebung, minimalinvasive und molekulare Therapie ist ihm besonders wichtig und „sicherlich die richtige Entwicklung“.
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Du möchtest mehr von „Inside UM“ sehen und hören? Dann besuche uns auf unserer Homepage . In der Reihe „Inside UM“ interviewt Ralf Kiesslich, Vorstandsvorsitzender der Unimedizin Mainz, Persönlichkeiten aus der UM.
Ihr habt noch Fragen? Schreibt uns an pr@unimedizin-mainz.de
Transkript anzeigen
00:00:00: Insight-Universitätsmedizin Mainz.
00:00:03: Spannende Einblicke für alle.
00:00:06: Herzlich willkommen zu einer neuen Folge Insight-Universitätsmedizin Mainz.
00:00:10: Es geht darum, Ihnen Persönlichkeiten der Unimedizin vorzustellen.
00:00:14: Und heute ist es mir eine besondere Freude, Prof.
00:00:17: Dr.
00:00:18: Tobias Beuerle Ihnen vorzustellen.
00:00:20: Er ist der Leiter der Klinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie.
00:00:25: Schön, dass Sie bei uns sind.
00:00:27: Vielen Dank für die Einladung.
00:00:28: Diagnostische und interventionelle Radiologie, was muss man sich darunter vorstellen?
00:00:33: Also wir haben bei der Diagnostischen Radiologie die klassische Radiologie, die nicht-inversiven Techniken mit unterschiedlichen Modalitäten, also beispielsweise die Projektions- Radiografie, das klassische Röntgen, die Computertermografie, die Magnetresonanz-Termografie als Schnittbildtechniken und den Ultraschall.
00:00:51: Der Unterschied dann zur interventionellen Radiologie ist die Möglichkeit auch therapeutisch wirksam zu sein in der Radiologie.
00:01:01: Wir können anstelle von Operationen die interventionelle Radiologie anbieten.
00:01:06: Der Unterschied besteht darin, dass der Zugangsweg deutlich kleiner ist, meistens nur Nadelstich.
00:01:11: Wir können also beispielsweise bei Lebertumoren über eine Nadel zum Lebertumor gelangene Probe entnehmen und im gleichen Zugangsweg die Lebertumoren oder den Lebertumor verkochen durch eine Erhitzung des Gerätes.
00:01:29: Wenn Sie an eine Person denken oder eine Intervention, die in besonders nahe gegangen ist in Ihrer klinischen Karriere, was würden Sie beschreiben?
00:01:38: Ich erinnere mich an einen Patienten mit einem kolorentalen Karzinom.
00:01:42: und einer Lebermetastase, dem wir nicht nur die Diagnostik, in dem Fall die Diagnose einer Lebermetastase unerfreulicherweise anbieten konnten, sondern in gleicher Weise auch die Therapie dieser Lebermetastase mit einer Mikrowellen-Aplation, also Diagnostik und interventionelle Radiologie gemeinsam anzuwenden.
00:02:05: Nicht interventionell heißt ja, ich liege in dieser Röhre.
00:02:07: Die ist manchmal etwas beengend beim CT und MRT.
00:02:10: Da gibt es immer die zwei Fragen.
00:02:12: Kann man da etwas tun, wenn ich Platzangst habe?
00:02:14: Und das Zweite, wie hoch ist denn die Strahlenbelastung?
00:02:17: Weil es zwar keine Intervention, aber doch auch eine Strahlenbelastung für den Körper.
00:02:22: Zum einen zur Platzangst.
00:02:23: Es ist, wenn überhaupt, nur relevant in der Magnetresonanz-Tomographie, weil man sich länger in der Röhre aufhält.
00:02:29: Aber die aktuellen Magnetresonanztomographen werden breiter und breiter, sodass das mit der Platzangst überschaubar ist und bei den aktuellen großen Bohrungen weniger vorkommt.
00:02:41: Bezüglich der Strahlung, das stimmt, das ist ein relevanter Punkt.
00:02:44: Da versuchen wir quasi aufklärend und erklärend tätig zu sein den Patienten gegenüber.
00:02:50: Wir nutzen natürlich strahlensparende Mechanismen, beispielsweise in der Computertomographie mit den Low-Dose-Techniken, wenden aber auch alle Möglichkeiten des strahlenschutzes an, um die Streu-Strahlung.
00:03:02: zu reduzieren.
00:03:03: Und Sie forschen sehr stark im Bereich Onkologie, also Krebstherapien, Krebstdiagnostik und auch in der Immuntherapie oder Immunphänomene aufzulösen.
00:03:13: Geben Sie uns einen Hinweis, wie Sie damit meins bereichern werden und wo Sie vielleicht auch Impulse werden setzen können?
00:03:18: Sehr gern.
00:03:19: Also das Thema der onkologischen Bildgebung liegt mir sehr am Herzen, weil ich jetzt schon seit fast über zwanzig Jahren in dem Bereich tätig bin.
00:03:28: Zunächst am Krebsforschungszentrum in Heidelberg.
00:03:31: Und in dem Bereich, wie auch im Bereich der Immunologie, ist aus meiner Sicht zentral die Pathophysiologie, die Strukturen und Mechanismen zu erkennen, die zur jeweiligen Erkrankung führen und diese Mechanismen bildgebend darzustellen.
00:03:50: Wenn wir es schaffen, diese Mechanismen bildgebend darzustellen, können wir zum einen die Diagnostik verbessern, aber eben auch die Therapie.
00:03:59: Das eine sind die Maschinen, die immer genauer werden.
00:04:01: Das andere ist aber der Mensch, der sich so viele Bilder anschauen muss und eine große Erfahrung braucht.
00:04:06: Jetzt gibt es die Entwicklung der künstlichen Intelligenz.
00:04:09: Wie passt das zusammen?
00:04:10: Ist das eine Hilfestellung?
00:04:11: Ist das eine Angst?
00:04:12: Wie bewerten Sie das als Radiologe?
00:04:15: Zunächst war es eine Angst und dann eine Hilfestellung.
00:04:17: Also, im Jahr zwei Tausendsechzehn hatte ein... wichtiger AI-Forscher Jeffrey Hinton gesagt, wir müssen keine Radiologen ausbilden.
00:04:26: In fünf Jahren ist die KI besser als jeder Radiologe, jede Radiologin.
00:04:32: Inzwischen wissen wir, es hat sich nicht bewahrheitet und die Radiologie ist deutlich besser geworden durch die künstliche Intelligenz.
00:04:41: Sie hätten es gerade angesprochen.
00:04:42: Wir haben so viele Bilder anzuschauen.
00:04:44: Da hilft uns die künstliche Intelligenz.
00:04:46: Bilder voranzuschauen, vorzubewerten.
00:04:49: Die künstliche Intelligenz hilft uns, wenn wir quantitative Daten erfassen, um diese zu integrieren.
00:04:57: Keiner kann sich alle Bilder selbst anschauen, die noch auswerten und dann zu der entsprechenden Diagnose kommen in einer gewissen Zeit.
00:05:05: Und im klinischen Alltag brauchen wir deswegen die KI.
00:05:09: Also reden wir weiter auch über den Menschen.
00:05:11: Ärzt in Arzt sind die einen.
00:05:13: Dann haben wir vielfältige radiologische Assistenten.
00:05:16: Wie würden Sie an Plädoyer machen, dafür, dass Menschen sich für diesen Beruf interessieren, der so wichtig ist?
00:05:21: Aber doch eine Mangelware ist.
00:05:24: ein Anführungsstrichen, weil wir dort gerade im Bereich der Fachkräfte gerade für die Radiologie, glaube ich, Werbung machen müssen, wie interessant dieses Fach ist, das zunehmend dort auch Menschen ausgebildet werden.
00:05:34: Ich glaube, das Besondere an der Radiologie ist die Interdisziplinarität, die daraus resultiert, dass wir alle Bereiche des Körpers uns anschauen können und durch die Intervention auch behandeln können.
00:05:47: Und ich glaube, darin liegt eine bestimmte Komplexität, aber auch eben daraus resultierende Attraktivität, dass man die komplette Medizin aus Sicht der Bildgebung begleiten kann und aus meiner Sicht deswegen auch ein Wesen der Universitätsmedizin, dass man interdisziplinär mit den Kollegen zusammenarbeiten kann, in Tumorboards, um dann das bestmögliche Prozedere für den jeweiligen Patienten zu diskutieren.
00:06:14: Ein großer Vorteil der Universitätsmedizin ist, dass wir so viele Experten haben, die auch zusammenarbeiten.
00:06:19: Auf der anderen Seite wirkt das oft undurchsichtig.
00:06:21: Wir haben die Radiologie, die Neuroradiologie, die Nuklearmedizin, die Strahlentherapie.
00:06:27: Wie findet der Patient den richtigen Weg zur richtigen Stelle?
00:06:30: Was würden Sie dort als Empfehlung geben?
00:06:34: Alles wichtige Bereiche in einer Bildgebungsstruktur mit unterschiedlichen Schwerpunkten.
00:06:41: Auch da ist Interdisziplinarität angesagt, ein möglichst gutes Zusammenarbeiten mit den jeweiligen Kollegen, um multimodal tätig zu sein, mit den Kollegen aus der Nuclea Medizin, die Positronenemissionstermografie zusammen mit der Computertermografie, zusammen mit der Neuroradiologie, der der ZNS-Bildgebung und letztendlich der Gemeinradilogie.
00:07:04: Es gibt noch viele andere Bereiche.
00:07:05: Die Interventionsradilogie hat man schon angesprochen, die Kinderradilogie.
00:07:09: All diese Bereiche sind sicherlich im Bildgebungsdepartment anzusiedeln.
00:07:15: Genau, das ist ja die neue Idee, dass wir ein Department gründen werden, wo all die verschiedenen Spezialitäten zusammenarbeiten, wo der Patient sehr zentriert seinen Platz findet und eher die Experten zum Patienten kommen, als dass der Patient vielleicht den Weg dorthin suchen
00:07:29: muss.
00:07:30: sicherlich die richtige Entwicklung, um auch noch mehr Kompetenz an die Universität Mainz zu bringen in den jeweiligen Fachbereichen.
00:07:38: Erlauben Sie mir eine abschließende Frage.
00:07:40: Wir sind so glücklich, dass Sie jetzt hier in Mainz gestartet sind und wünschen natürlich nur das Allerbeste, dass auch die Impulse, die Sie vorgetragen haben, dann in Mainz bald umgesetzt werden können.
00:07:50: Was fasziniert Sie an Mainz so besonders?
00:07:54: Wir freuen uns als ganze Familie auf Mainz und haben schon gehört, dass Gonsenheim eine Fußballhochburg ist.
00:08:00: Insofern freue ich mich besonders für meine Jungs, dass sie beim Fußball in Gonsenheim ankommen werden.
00:08:06: Vielen Dank.
00:08:08: Meine sehr verehrten Damen und Herren, heute ging es zwar um das Thema Radiologie, aber noch viel mehr einen Menschen vorzustellen.
00:08:14: Prof.
00:08:14: Dr.
00:08:15: Tobias Beuerle, der jetzt der neue Klinikdirektor ist, für interventionelle Radiologie und diagnostische Radiologie.
00:08:22: Und er hat uns wunderbar erklärt, welche toll neuen Möglichkeiten da sind, auch gerade im Bereich der Forschung für Krebstherapie und wie man minimalinvasiv hier für unsere Patienten gute Dinge leisten kann, damit die Diagnostik und Therapie verbessert wird.
00:08:37: Schön, dass Sie uns zugehört haben und wir freuen uns, wenn Sie wieder einschalten in vierzehn Tagen, wenn es wieder heißt, Inside Universitätsmedizin Mainz.
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